Marina Schnurre

MARINA SCHNURRE


Leben, sagt man, sei Abenteuer. Für ein Künstlerleben wird das geradezu vorausgesetzt. Lassen wir dahingestellt, ob es immer und für alle KünstlerInnen gilt. Auf die hier in einer kleinen Werkauswahl vorgestellte Malerin, Graphikerin, Psychotherapeutin und Schriftstellerin Marina Schnurre trifft es jedenfalls zu. Ihr Lebensweg und Werdegang ist ein Roman. Und sie schreibt daran weiter. Geboren in Riga, wohin die Mutter, aus großer alter russischer und georgischer Familie stammend, vor den „Roten“ geflüchtet war, der leibliche Vater ein bekannter lettischer Architekt in Riga, verschlugen die Kriegswirren sie mit ihrer Mutter und deren späterem Mann, einem kunstbegabten und -begeisterten Nachkommen deutscher Einwanderer aus Moskau, erst nach Polen, dann nach Berlin. Ihre Muttersprache ist Russisch. In der Schule und bei den Wilmersdorfer Straßenkindern lernte sie Deutsch.
 Stadt der Zukunft, 2012, Öl auf Leinwand, 63 x 63 cm
Lebenslauf

Die in Riga geborene Malerin und Grafikerin Marina Schnurre begann ihre künstlerische Laufbahn zunächst als Grafikerin. Nach Abschluß ihrer Studien der Grafik und Illustration in Berlin, Hamburg und Saarbrücken entwarf sie Plakate und gestaltete und illustrierte, teils zusammen mit ihrem damaligen Mann, dem Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre, eine Reihe erfolgreicher Bücher für Kinder und Erwachsene
(u. a. Ein Schneemann für den großen Bruder, Zigeunerballade).
Ihr preisgekrönter Beitrag zum Plakatwettbewerb des Berliner Senats zur 750-Jahr-Feier Berlin (Bär mit Funkturm) wurde zu einem der beliebtesten Berlin-Plakate und wird inzwischen im Internet hoch gehandelt.
 Auf Gemeinschafts- und Einzelausstellungen u. a. in Bad Marienberg, Saarbrück-en, Berlin, Stahnsdorf stellte sie Ergebnisse ihrer Malerei vor, der sie sich, nach zwanzig jähriger Tätigkeit als Psychoonkologin im Krankenhaus sowie als Therapeutin seit längerem ausschließlich widmet. Der 2015  erschienene Katalog "Freunde und fremde Welten" gibt auf 65 Seiten mit 55 farbigen und schwarzweißen Reproduktionen Auskunft über ihre Arbeit als Grafikerin und Malerin. 2017 fand eine Einzelausstellung ihrer neueren Malerei im Saaremaa Museum, dem größten Kunstmuseum Estlands, statt, dokumentiert im Katalog "Zeichensprache und vertraute Umgebung".  2021 erschien im Galerie Wannsee Verlag in 2. Auflage ihr Gedichtband "Zerschlagene Spiegel" - Gedichte  1990 - 2020. Sie lebt und arbeitet mit Ihrem Mann in Berlin und Kroatien.

Nach Jahren graphischer Arbeiten und Illustrationen beschäftigt sich Marina Schnurre intensiv mit der Acryl- und Ölmalerei, greift aber nach wie vor zur Erzielung der gewünschten Farbeffekte gern auf Pastell- und Ölkreiden zurück und be-zieht in Ihre Farbexperimente die verschiedensten Materialien einschließlich Haarfarbe ein. Die Malweise bei vielen ihrer neueren Arbeiten trifft daher die Bezeichnung „Mischtechnik“. Ihr bevorzugter Malgrund sind grundierte oder auch unbehandelte Leinwand, oft auch Karton und Presspappe. Bisweilen malt und über¬malt sie in mehreren Schichten. Farbkräftige Bilder und energischer Malgestus verlangen Raum. Zu ihren derzeitigen Lieblingsformaten gehört daher 100 x 70 cm. Auch Freunde und Sammler ihrer Kunst sehen darin eine gute Größe.  


 Geboren in Riga/Lettland als Kind russischer und lettischer Eltern
1942 - 53 Grundschule und Gymnasium in Berlin
1954 - 58 Studium der Grafik und Illustration in Berlin, Hamburg,  Saarbrücken
1963 - 66 Leitung eines Hauses für politische Bildung in Berlin
1966 Heirat mit Wolfdietrich Schnurre, gemeinsame Arbeit an Filmen und zahlreichen Kinderbüchern
1975 Gründung der ersten Selbsthilfegruppe für Krebspatienten Berlin
1976 - 80 Gestalttherapie/Psychodrama/Hypnotherapie
1979 Gründung der Psychosozialen Beratung für Krebspatienten und deren Angehörige
1980 – 2000 Psychoonkologin im Krankenhaus Moabit Berlin
2000 Heirat mit Herwig Roggemann
1990 Dozentin an der Akademie für Gesundheit und weitere Lehrtätigkeiten
seit 2001 Sommeratelier in Italien und Kroatien


Ausstellungen, Arbeit, Auszeichnungen

1956 Bad Marienberg (Europa-Haus)
1957 Ötzenhausen (Europäische Akademie)
1958 Saarbrücken
1981 Berlin (Universitätsbibliothek der FU, Graphik und Illustrationen)  
1982 Bibliothek Berlin-Zehlendorf Kinderbuchillustrationen 
1987 Teilnahme an Wettbewerb und Ausstellung des Berliner Senats zur 750-Jahrfeier (Prämiiertes Plakat („Bär mit Funkturm“)
1989 Bundesverdienstkreuz für Engagement im sozialen Bereich
1990 Preis der Berliner Krebsgesellschaft (mit Renate Kreibich)
1991 Literaturstipendium der Akademie der Künste Berlin (Günter-Grass-Haus Wefelsfleth)
2008 Teilnahme an Kursen und Workshops im „Atelier des Sehens“ bei Erwin Leber:         
2009 Workshop „Land Art auf Brač“ (mit Katalog und Gemeinschaftsausstellung in der Galerie WANNSEE Verlag) 
2010 Workshop “Zeichnen und Bauen”
2011 Workshop “Landschaft”
2013 Ausstellung (mit der Malerinnengruppe „Farbsprung“) im Gemeinde- und Kulturzentrum Stahnsdorf
2013 Ausstellung im Business Center Zieher – Berlin Kurfürstendamm  Ständige Ausstellung in der Galerie WANNSEE Verlag (mit Katalog)
2017 Einzelausstellung im Saaremaa Museum, Kuressaare/Arensburg, Estland
2018 Einzelausstellung im Forschungszentrum Berlin-Adlershof
2020 Einzelausstellung im Evangelischen Gemeindezentrum Wannsee.


Publikationen und Aktivitäten

Illustrationen zahlreicher Kinderbücher (u.a. von Wolfdietrich Schnurre) 
  • „Ein Schneemann für den großen Bruder“ 1969 
  • „Wie der Koalabär wieder lachen lernte“ 1971 (Atlantis Verlag Zürich) 
  • „Gocko“, 1982 (Parabel Verlag München) 
  • „Die Sache mit den Meerschweinchen“ (dreibändige Erfolgsserie) 
  • „Zigeunerballade“, 1988 (Limes Verlag Berlin)
  • Drei Lehrfilme zum Thema Krebs 
  • „Krebs bei Kindern“ ,“Brustkrebs“. „Psychosoziale Versorgung“
  • Buchpublikationen (Erzählungen und Kurzgeschichten, Herder Verlag Freiburg,): 
  • „Ich will fliegen, leben, tanzen“, (mit Renate Kreibich) 1992
  • „Sprich mit mir, damit ich mich fühle“ 1991
  • „Die Melodie des Lebens finden“ 2002
  • "Zerschlagene Spiegel", Gedichte 1990 - 2020, 2. Aufl. 2021
  • Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in Zeitschriften (u. a. „Brückenschlag“, Paranus Verlag Neumünster) und Rundfunk (u. a. WDR)
  • Herausgabe des Erzählungsbandes „Als Vater sich den Bart abnahm“ von Wolfdietrich Schnurre aus dem Nachlaß (Berlin Verlag 1995)
  • Herausgabe (mit Fritz Bremer) des Erzählungsbandes „Dreimal zur Welt gekommen“ von Wolfdietrich Schnurre (Paranus Verlag Neumünster 2008)
  • Zahlreiche Vorträge, Artikel, Lehr- und Vortragstätigkeit im In- und Ausland (u. a. England, Ukraine, Estland, Kroatien)
  • Für ihre Arbeit erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.


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