Die Galerie

DIE GALERIE

Die Galerie Wannsee wurde im Jahre 1978 mit einer Ausstellung der über Berlin hinaus bekannten Wannseer naiven Malerin Dora Löbel-Bock eröffnet.

Seither laden der Eigentümer des alten Hauses und seine Frau zu gelegentlichen literarischen Lesungen, wissenschaftlichen und politischen Diskussionen, der Vorstellung eigener und anderer Bücher und Bilder in kleinem Kreise sowie zu Ausstellungen ein.

Die Veranstalter wissen sich vor allem der Malerei der klassischen Moderne und zeitgenössischen Gegenständlichkeit verpflichtet, doch umfaßt die Palette der ausgestellten Werke auch abstrakte Arbeiten.
Besondere Erwähnung verdient eine Sammlung von Kleinplastiken und Entwürfen des Malers und Architekten Johannes Niemeyer, die dieser vielseitige Künstler Anfang der Zwanziger Jahre als Dozent an der neben dem Bauhaus berühmtesten deutschen Kunstschule Burg Giebichenstein schuf. Einige der Plastiken ("Der Reiter", "die Liegende") weisen Anklänge an die Formensprache des mit Johannes Niemeyer befreundeten Bildhauers Gerhard Marcks sowie des ihm ebenfalls bekannten Ernst Barlach auf. Ganz eigene Wege ging Niemeyer bei der Gestaltung einer expressionistischen, kubistische Bauelemente verarbeitenden Darstellung Christi Geburt, die er aus der herkömmlichen Krippenszenerie in eine schroffe Felsenlandschaft verlegt. Im gelang damit ein rares Glanzstück deutscher Kleinplastik.

Zu den im Laufe der vier Jahrzehnte von 1978 bis 2018 ausgestellten MalerInnen, GrafikerInnen BildhauerInnen und KeramikerInnen gehören: Dora Löbel-Bock, Johannes Niemeyer, sein bekannter Bruder Otto Niemeyer-Holstein (Atelier und Museum in Lüttenort auf Usedom), Helmut Niemeyer (der früh gefallene Sohn von Johannes Niemeyer und Schüler seines Onkels Otto), Eva Böddinghaus (Meisterschülerin von Schmidt-Rottluff), Hubertus Lehner (Meisterschüler von Erich Heckel), Gerda Rotermund (gefördert von Käthe Kollwitz), Annemarie Oppenheim, Hans Stübner (Freund von Johannes Niemeyer, der ihm in Potsdam ein Atelierhaus baute), Max Ziegert ("Zehlendorf Mitte 195o"), Marina Schnurre, Erich Angres, Siegward Sprotte (den Johannes Niemeyer beim gemeinsamen Malen malte), die Grafiker Peter Umlauf, Sandy Cheyne (mit einigen Beispielen aus seiner Siebdruckserie "Berliner Stadtansichten"), die Bildhauerin Ursula Sax (Schöpferin des Rathausbrunnens in Zehlendorf und der "Gelben Riesenspirale" am Funkturm), der bulgarische Bildhauer Emil Popov (Bronze "Kartoffelleserin"), die Töpferin Jutta Hildebradt, der Töpfer und Kunsthandwerker Helmut Roggemann u. v. a. Die Malerin und Grafikerin Marina Schnurre zeigt kleine und großformatige  Kompositionen in Acryl und Öl auf Leinwand sowie Figuren, Landschaften und Stadtlandschaften auf eigenwilligen Wegen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Von Herwig Roggemann sind neben Portraitstudien und Landschaften in Bleistift und Pastell. eine Reihe großformatiger Kohlerzeichnungen vom Wiederraufbau des Reichstags zu sehen.


Einige perfekt gearbeitete Nachbauten der Möbel des Designers und Raumausstatters Gerrit Rietveldt, jedes Sitzmöbel für sich genommen eine formbewußte Raumskulptur mit strenger Linienführung, die schwarze Deckenleuchte über dem runden Esstisch im Kaminzimmer ein Musterbeispiel konstruktivistischer Lichtplastik der Zwanziger Jahre mit einfachsten Mitteln, sowie eigenwillige, formschöne Teekannen und andere Keramik wurden von Helmut Roggemann (30. 12. 1967 - 9. 11. 2018) in einer Kreuzberger Tischlerwerkstatt und in der kleinen Töpferstube im Hof der Galerie geschaffen. Sie erinnern nun Angehörige, Freunde und andere gelegentliche Familiengäste und Besucher an den früh verstorbenen, kunst- und kenntnisreichen Hersteller dieser Werke aus Holz und Ton.

Im "Balkenzimmer", dem nach Ansicht von Historikern (des Friedrich-Meinecke-Instituts der FU Berlin) und Denkmalpflegern (des ersten Berliner Landeskonservators Professor Helmut Engel) ältesten, 350 - 400 Jahre alten Teil des Hauses, hat der Hauseigentümer unter der roh bebeilten, gekalkten Holzdecke seine eigene, in früheren Jahren auch von seinem Sohn Helmut mitgenutzte, Schreibwerkstatt eingerichtet . Hier hängen einige von ihm im Laufe der Jahre persönlich erworbene Bilder. Darunter "Winterlicht im Malergarten" (1955) , ein Geschenk des Malers Johannes Niemeyer, in dem dieser sich ein weiteres Mal als Meister geheimnisvoller, hintergründiger Lichtbehandlung erweist. In diesem Bilde wie auch im "Malergarten" und in "Große Wäsche im Garten" machte der Maler seinen selbst gestalteten Garten in Steinstücken zum Kunstobjekt - Ähnlich wie dies sein Malerbruder Otto Niemeyer-Holstein mit seinem Garten in Lütternort bei Koserow auf Usedom tat. Über dem von Helmut Roggemann entworfenen und  gebauten Schreibtisch fand die großformatige Kohlezeichnung "Wartende Fischer" Platz. In dieser 1921 an der Burg Giebichenstein entstandenen Zeichnung verarbeitet Johannes Niemeyer geometrische kubistische Gestaltungsformen jener Jahre. Das Motiv wurde zur Grundlage für eine Serie kraftvoller, in expressive Abstraktion weisende Holzschnitte - von denen noch einige einzelne Exemplare verfügbar sind.  


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