Johannes Niemeyer (1889 - 1980) gehört zu den vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten der Zwanziger bis Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Deutschland – und ist immer noch neu zu entdecken. Neben dem Architekturstudium (1908 - 1913) bei Theodor Fischer in München widmete er sich Akt- und Landschaftsstudien, bildhauerischen Arbeiten und absolvierte nach erfolgreichem Studienabschluss eine Tischlerausbildung in den Deutschen Werkstätten Dresden-Hellerau.
Prägend für ihn und sein Werk wurde seine Dozententätigkeit (1921 - 1924) als Professor an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle, damals neben und nach dem Bauhaus eines der Zentren moderner Kunst und Kunstpädagogik in Deutschland. Angeregt auch durch häufige Besuche im Bauhaus entwickelte Johannes Niemeyer eigenwillige Ausdrucksformen in vielbeachteten Entwürfen für Bauten,
Möbel, Teppiche und Skulpturen.
In einer Serie von Kleinplastiken wie auch in seiner Grafik und Malerei der Zwanziger Jahre verarbeitete er expressionistische und kubistische Einflüsse, um sich dann einer hintergründigen Gegenständlichkeit zuzuwenden. Als genuines Ausdrucksmittel für den hervorragenden Zeichner erwies sich immer mehr die Pastellkreide.
Ende der Zwanziger und Anfang der für Deutschland schicksalhaften Dreissiger Jahre erhielt Johannes Niemeyer den Auftrag, das gesamte Design des damals größten Schuhhauses Deutschlands, der Firma Leiser, neu zu gestalten, vom Logo übers Briefpapier und die einzelnen Schuhmarken bis zur Leuchtreklame. Ein noch auf seine Entdeckung wartendes Kapitel der Geschichte des Designs in Deutschland - das der damalige Auftraggeber bald darauf verlassen musste.
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